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TU: Foto-Ausstellung im Flughafen

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Dortmund. Kunststudenten der TU Dortmund haben den Dortmunder Flughafen aus ungewohnten Blickwinkeln fotografiert. Die Ergebnisse sind ab Mittwoch in der Ausstellung “FOLLOW ME!” im Flughafen zu sehen.

Die Bilder entstanden in einem Fotoseminar mit Felix Dobbert im Sommersemester 2012. Die Fotografien führen den Betrachter hinter die Kulissen des Flughafenbetriebs: Situative Momentaufnahmen sind auf den etwa 120 Werken genauso zu sehen wie Elemente der Flughafenarchitektur oder Detailansichten.

Die Ausstellung ist eine Fortsetzung der Kooperation “Kunst 21″: Schon 2009 arbeitete die TU für ein graphisches Projekt mit dem Flughafen Dortmund und den Dortmunder Stadtwerken zusammen. Eröffnet wird “FOLLOW ME!” am Mittwoch, 30. Januar, um 16.30 Uhr mit einer Vernissage im Flughafen. Die Veranstalter bitten die Besucher, sich bereits um 16 Uhr an der Ausweisstelle auf der Ankunftsebene einzufinden, da eine Sicherheitskontrolle notwendig ist. Zu sehen sind die Fotografien noch bis zum 30. April.


Ausstellung “Kollisionsfelder” im Dortmunder U

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Der dritte Campus der TU Dortmund, der Campus Stadt im U-Turm, ist bekannt für spannende Ausstellungen, die zum Nachdenken anregen. Mit der aktuellen Sammlung zeigt das Museum Ostwall in Kooperation mit der Universität die Werke eines alten Bekannten: Hans Breder wurde 2007 bereits als Ehrendoktor gewürdigt. Zum wiederholten Male stellt er einige Kunstwerke in Dortmund aus.

Projektion auf Porzellantasse: Eine von vielen Videoinstallationen

Projektion auf Porzellantasse: Eine von vielen Videoinstallationen Fotos/Teaser: Lena Seiferlin

Eine nackte Frau tanzt, dreht sich um sich selbst, fällt auf den Boden, bewegt sich dort weiter. Es strengt an, ihr dabei zuzusehen, die Pupillen können ihren Bewegungen nur mit zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen folgen. Denn die Nackte ist winzig klein und tanzt auf einer weißen Porzellantasse. Diese Projektion empfängt die Gäste der neuen Ausstellung „Kollisionsfelder” auf dem Campus Stadt der TU im U-Turm. Seit dem 31. Januar sind dort Werke des Künstlers und Kunstdozenten Hans Breder zu sehen.

Den Zuschauer mit einbeziehen

Der 1935 in Herford geborene Breder ist ein Mulitmediatalent. Nach Anfängen als Assistent des Bildhauers Goerge Rickey stellte er bald selbst aus und begann an der Universität von Iowa Zeichnen zu lehren. Hier entstand auch das „Intermedia-Programm”. Laut Hans Breder selbst soll Intermedia „den Zuschauer mit einbeziehen”. Und das versucht der Künstler auch in Dortmund mit ganz unterschiedlichen Mitteln, eben mit einem Mix der gängigen Medien.

Hans Breder ist bei der Vernissage am Donnerstag selbst vor Ort. Von Freunden und Bekannten gibt es Lobesreden. Der Künstler aber ist ein Mann weniger Worte. Mit einem knappen “Willkommen” eröffnet er die Ausstellung. Die startet mit dem Intermedia Archiv, das Hans Breders Programm dem Besucher erklären soll. Neben Videoprojektionen und Monitorarbeiten zeigt “Kollisionsfelder” auch diverse schwarz-weiß Fotografien.

Viele der Arbeiten Breders erinnern an biblische Figuren oder Sagen aus der griechischen Mythologie. Autobiographische Ansätze finden sich in Breders Monitorarbeiten: Sechs

Eine ungewöhnliche Perspektive: Die Videoinstallation "Ikarus"

Eine ungewöhnliche Perspektive: Die Videoinstallation "Ikarus"

Kunstwerke mit allen Sinnen erleben

Bildschirme stehen im hinteren Teil der Ausstellung beieinander. Der Ton zu den gezeigten Videos kommt vom Kopfhörer. Musik ist da zu hören, durch die Gesprächsfetzen dringen. Ein anderes Video begleitet das bedrohliche Rauschen von einer Flutwelle oder Lawine.

Was der Sehende oder Hörende damit verbindet und vor allem empfindet, vervollständigt das Kunstwerk erst. „Ich fange damit an, die Sinne der Menschen anzusprechen”, erklärt Hans Breder seine Intention, „und an einem Kollisionszeitpunkt setzt das Denken aus”. Hier soll im Idealfall das Unterbewusstsein reagieren und den Menschen so Teil der Kunst werden lassen. Dabei erforscht der Künstler auch das Verhältnis von Geist und Körper: Wie reagiert der menschliche Geist zum Beispiel auf nackte Körper?

Zusammenarbeit von Geist und Kunst

Fast alle von Breder dargestellten und porträtierten Menschen sind nackt. Er orientiert sich damit an der Kunstgeschichte, „in der Akte durch die Jahrhunderte eine große Rolle spielten”. Gleichzeitig will er wiederum die Sinne reizen. Durch die Zusammenarbeit von Geist und Kunstwerkt sollen sich idealerweise die Barrieren zwischen Wirklichkeit und Scheinwelt aufheben. Die Wahrnehmung verschwimmt und lässt es zu Neues, bisher Unbekanntes zu entdecken. So hätte es Hans Breder jedenfalls gern: „Nicht ‚was’ ist die Arbeit, sondern ‚wo’ ist sie, darüber soll der Betrachter nachdenken”, formuliert er selbst. Irgendwo zwischen bewusst und unterbewusst entsteht das Kunstwerk.

Die Kollisionen spürt und sieht der Betrachter in den Werken des multimedialen Künstlers: die grellen Farben in der Videoinstallation „Opsis” hypnotisieren beispielsweise geradezu durch ihren starken Kontrast. Im Werk „Ikarus” kollidiert außerdem die Schwerkraft mit der scheinbaren Leichtigkeit des freien Falls.

Kinotipp: The Best Offer

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Ein veralteter Menschenhasser trifft auf eine junge Agoraphobikerin (die Angst vor weiten Räumen hat). Langsam entsteht eine merkwürdig, komplizierte Liebesbeziehung, die den beiden Kranken eine neue Welt eröffnet. Doch was wird das Schicksal für das Liebespaar bereithalten?

Alleine feiert der Kunstexperte Virgil Oldman sein Geburtstag. Teaser & Fotos: Warner Bros.

Den Geburstag alleine feiern? Für den Kunstexperten Virgil Oldman ist es nichts ungewöhnliches. Teaser & Fotos: Warner Bros.

Virgil Oldman genießt als Kunstexperte und Auktionator in Italien ein hohes Ansehen. Mit nur einem Blick kann er erkennen, ob das Kunstobjekt eine Fälschung oder ein Original ist. Er steht im Zenit seiner Zeit und ist ein neurotischer Einzelgänger. Vor allem hasst er Menschen – insbesondere Frauen.

Doch dieses soll sich mit dem Auftrag von Claire Ibetson ändern. Sie wendet sich an Virgil, damit er die Objekte ihrer verstorbenen Eltern veräußern kann. Was Virgil nicht weiß, die junge Frau leidet unter der Angst vor weiten Räumen und der Nähe von Menschen. Dennoch wird sich sein Leben durch diese Begegnung für immer verändern.

Verworrene Beziehungen

Die Charaktere des Filmes sind sehr gut durchdacht, gerade die Beziehungen der einzelnen Charaktere zu Oldman. So ist Virgil Oldman nicht nur ein einfacher Kunstexperte, sondern ein gerissenes Schlitzohr. Denn zusammen mit seinem „Freund“ Billy hat er unendlich viele Porträt-Unikate von Frauen zu einem Spottpreis ergaunert, die nun in einem geheimen Raum in seiner Wohnung die Wand verschönern.

Aber er braucht nicht nur die Hilfe von Billy, sondern auch die fähigen Hände eines Mechanikers. In Robert hat Virgil den perfekten Mechaniker gefunden, der nicht nur seine wertvollen Kunstobjekte repariert, sondern sein verkorkstes Wesen. Denn er ist ein Experte in Sachen Liebe. Trotzdem verspürt Virgil, dass hinter dem souveränen „Don Juan“ Robert was anderes steckt. Nämlich jemand, der ihm seine neue Liebe Claire wegnehmen könnte.

Hinter geschlossen Türen lebt die junge Claire.

Hinter geschlossen Türen lebt die junge Claire.

Zwischen Virgil und Claire entwickelt sich eine eher morbide Liebesbeziehung. Er leidet unter der Nähe von Menschen – vor allem von Frauen. Sie hingegen lebt seit nunmehr als zwölf Jahren abgeschottet von der Außenwelt im Haus ihrer Eltern. Und irgendwie schaffen es beide trotzdem ihre Abneigungen zu überwinden, um zusammen zu leben.

Wandlungsfähig

Virgil durchläuft eine stetige Wandlung im Film. Anfangs ist er der alte, eiskalte, verbitterte Einzelgänger, der sich quasi zum verliebten, jungen Narren bis hin zum nicht mehr lebensfähigen Greis verwandelt. Was vor allem durch Geoffrey Rushs vorzügliches Schauspiel unterstrichen wird.

Verstaubt wie die Kunstwerke, die Virgil begutachtet, verhält sich auch die Stimmung des Films. Verstärkt wird es vor allem durch die wenigen Handlungsorte, die entweder bei Nacht oder an einem jeher tristen Tag gezeigt werden. Dadurch entstehen viele redundante Szenen, die den Film mit seinen rund zwei Stunden unnötig in die Länge ziehen.

“In jeder Fälschung verbirgt sich auch etwas Echtes”

Zwar ist die Handlung gut durchdacht, aber an sich nichts gänzlich Neues. Es erinnert ein klein wenig an den Roman „Der letzte Weynfeldt“ von Martin Suter, in dem es um einen reichen Erben geht, der auch jede Fälschung vom Original unterscheiden kann.

Auch die Liebesbeziehung ist alles andere als normal. Angezogen von den Neurosen des Anderen, eröffnet sich für Claire und Virgil eine andere Welt. Und dennoch wirkt die Beziehung wie aus Frischs „Homo Faber“ entlaufen – eine junge Frau, die nicht nur seine Tochter, sondern seine Enkelin sein könnte – lässt sicher bei dem einen oder anderen Zuschauer die Nackenhaare zu Bergesteigen.

Ob Drama, Romantik oder Thriller: „The Best Offer“ hat sicher von allem etwas und dennoch fehlt ihm das gewisse Etwas. Der Handlungstwist hätte die Rettung sein können, doch wird dieser am Ende zu schnell abgehandelt und lässt einige Fragen, die man sich stellt, unbeantwortet. Kinostart ist am 21.03.2013

[Im Feed kann dieses Video nicht angezeigt werden.Klicke zum Blogeintrag um das Video anzusehen.]

Kunstausstellung mit TU-Beteiligung im Dortmunder U startet

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Wie kann man Literatur graphisch darstellen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Ausstellung „Satz trifft Kunst“, ein Projekt der Fakultät Kulturwissenschaften der TU Dortmund. Die Ergebnisse sind ab dem 18. April in der Hochschuletage im Dortmunder U zu sehen.

Die „poetische Dichte“ von literarischen Texten zu erforschen, hat sich ein Forschungsprojekt von ein Prof. Renate Kühn vom Institut für deutsche Sprache und Literatur im Sommersemester 2011 zur Aufgabe gemacht. Mit einer gemischten Gruppe aus Schülern, Studenten und Künstlern ging es darum, einen Satz aus Oskar Pastiors Text „Die Tafelmusik“ zu zeichnen und zu illustrieren. Entstanden sind eine Reihe von Zeichnungen, Drucken und Texten.

Die Ausstellung wird am Donnerstag, den 18. April erföffnet, und ist bis zum 19. Mai zu sehen.

Duell am Donnerstag: Graffiti - Kunst oder Krawall?

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Man sieht sie jeden Tag, ob am Bahnhof, auf dem Weg zum Supermarkt oder beim Spaziergang durchs Viertel. Graffiti sind längst Teil unserer Alltagskultur - aber sind sie deshalb in Ordnung? Kreativer Ausdruck oder doch nur blödes Geschmiere, Sachbeschädigung oder öffentliche Kunst? Die beiden Pflichlektüre-Autoren Teresa Bechtold und David Freches sind da unterschiedlicher Meinung. Sind Graffitis künstlerisch wertvoll?

pro

Kann man Graffiti wirklich nur von einem Standpunkt aus betrachten? Nein. Das verbietet sich alleine schon deshalb, weil es – je nach Perspektive – den Geschmack einiger voll trifft oder meilenweit verfehlt. Und über Geschmäcker kann man sich bekanntlich streiten. Natürlich ist Graffiti vielfach Sachbeschädigung - aber es steckt noch viel mehr dahinter.

Zum Beispiel Kunst. Wenn man sich für Kunst interessiert, dann muss man normalerweise auf die Kunst zugehen – und zwar in der Regel ins Museum. Bei Graffiti ist das anders, da kann man zum Beispiel einfach Bahn fahren. Und die Fahrt gleicht einem Besuch im Street-Art-Museum – gerade im Ruhrgebiet, zum Beispiel bei der Einfahrt in den Dortmunder Hauptbahnhof. Man muss nur die Augen aufmachen, Graffiti ist überall. Dabei muss ich nicht jedes Graffiti mögen, im Gegenteil. Ich kann viele Werke auch getrost scheiße finden. Aber es bewirkt, dass man sich mit der Kunst auseinandersetzt.

Inspiration im grauen Alltag

Die Frage “Ist das noch Kunst?” ist dabei ziemlich präsent: Bei provozierenden Künstlern gleichermaßen wie bei Sprühern, die mit jedem noch so hässlichen Tag scheinbar nur ihr Ego pushen wollen. Leider wird Graffiti vor allem darauf reduziert. Graffiti ist viel mehr als das. Ich bin für jede Inspiration, die Graffitis in mir auslösen, dankbar. Ich freue mich dann darüber, wenn es das oftmals vom tristen Grau geprägte Stadtbild ein wenig bunter macht.

Ich freue mich, dass mich ein an eine Wand gesprühter Spruch zum Nachdenken oder Lächeln bringt. Ich freue mich, wenn ich zu erkennen glaube, was der Künstler mit seinem Graffiti zum Ausdruck bringen wollte. Ich freue mich über Graffiti, weil ich darin eine Möglichkeit sehe, sich künstlerisch frei zu entfalten. Ich freue mich über Graffiti, denn: Graffiti bringt einem die Kunst näher – ob man sie nun befürwortet oder verurteilt.

Graffiti ist Kultur

Zudem ist Graffiti nicht nur Teil einer Kultur, sondern eine Kultur selbst. Das erkennt man bei einem Blick hinter die (besprühte) Fassade. Es gibt unzählige Bücher, Bildbände und Dokumentationen dazu. Auch in der Musik, im HipHop, wird es thematisiert. Das zeugt von Kultur, das ist Kultur. Und mal ehrlich – eine derartige Kultur würde es nicht geben, wenn sich Graffiti nur über in Windeseile hingeschmierte Tags definieren würde. Zumal Versuche, Graffiti einzudämmen, wahlweise der viel zitierten Sisyphusarbeit oder dem Kampf gegen Windmühlen gleichkommen.

Und weil das “Das ist trotzdem illegal”-Damoklesschwert noch immer über dem Thema schwebt, will ich auch hierdrauf eingehen. Es gibt inzwischen viele Projekte, die sich für legale Möglichkeiten und gegen eine Verbreitung von illegalem Graffiti einsetzen. Auch hier in Dortmund. Schade nur, dass die Leute dabei nicht gleichermaßen laut klatschen, wie sie im anderen Fall empört aufschreien.

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Ihr traut euch, Dinge zu bemalen, die euch nicht gehören? Ganz illegal? Und das womöglich auch noch im Dunkeln? Wie mutig von euch, ganz große Klasse, ehrlich. Graffiti – endlich eine Gelegenheit für kleine Jungs (oder große Jungs, die klein geblieben sind) zu beweisen, wie “krass” sie sind. “Lass sie doch machen, solange sie niemandem wehtun”, könnte man dazu sagen, “wir haben alle mal so eine kleine Rebellionsphase durchgemacht.”

Würde ich auch sagen, wäre diese Phase nicht so teuer. Kommunen und die Bahn geben jedes Jahr hunderte von Millionen Euro aus, um Graffiti-Schäden zu beseitigen. Im Endeffekt ist es die Allgemeinheit, die den kleinen Selbstbewusstseins-Kick der Sprayer über Steuern oder Bahnticketpreise finanziert. Besonders ärgerlich ist es, wenn Privateigentum bemalt wird, denn da wird die Höhe des Schadens für den Betroffenen direkt deutlich.

Kick auf Kosten der Allgemeinheit

Dazu kommt, dass es sich bei Graffiti nicht nur um eine “kleine Phase” handelt. Seit den 80er Jahren ist es ein fester Bestandteil im deutschen Straßenbild. Mittlerweile hat sich eine regelrechte Kultur um Graffiti entwickelt, es gibt entsprechende Magazine, Filme und Mode. Kultur ist zwar zunächst einmal positiv. Aber einer Kultur, die auf dem Schaden anderer Menschen aufbaut, kann ich nichts Positives abgewinnen.

Dabei gibt es genügend Möglichkeiten, Graffiti zu produzieren, ohne fremdes Eigentum zu beschädigen. In fast jeder Stadt existieren spezielle Graffitiwände, die zum Besprühen freigegeben sind. Das wäre dann allerdings legal, worin vermutlich auch das Problem liegt. Es ist doch einfach so viel “cooler”, Bahnwaggons zu beschmieren, als in den Graffiti-Park zu gehen.

Oft nur Gekritzel

Das, was dabei raus kommt, sind oft nur unleserliche Kritzeleien oder Beleidigungen. Daraus besteht zumindest die große Mehrheit der Graffiti, die man alltäglich so sieht. Natürlich gibt es auch Graffiti, das man als Kunst bezeichnen kann. Viele davon finde ich sehr schön. Da steckt sicherlich eine Menge Arbeit, Können und Kreativität hinter. Dem gebührt eigentlich Respekt. Mit der Art und Weise, mit der die Graffiti-Künstler mit ihren Werken um Aufmerksamkeit schreien, machen sie sich jedoch jeglichen Anspruch auf Anerkennung kaputt. Denn Kunst ist immer subjektiv. Was dem einen gefällt, kann der andere potthässlich finden. Der Allgemeinheit seine Werke ungefragt aufzuzwingen, ist schon ziemlich frech. Dabei auch noch fremdes Eigentum zu beschädigen und hinterher auf seinen künstlerischen Anspruch zu pochen, ist einfach nur anmaßend.

Graffiti gehört ins Museum, auf Kleidung oder in Bücher, aber bitte nicht auf die Straße oder an Züge. Es mag zwar mittlerweile zum Stadtbild dazugehören, dasselbe trifft aber auch auf Hundekacke und Tauben zu. Will sagen: Stadtbild heißt nicht gleich schön und sinnvoll.

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Foto: stockxchng/bizior, Montage: Steinborn/Schweigmann, Teaserfoto: Catherine Wenk

RUB: 24 Stunden Art Walk

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Bochum. Kunst- und Kulturinteressierte können in 24 Stunden einen spannenden Rundgang quer durch Bochum erleben. Das C60 Collaboratorium für kulturelle Praxis hat für die Veranstaltung die Künstler Hans Winkler aus New York, Georg Winter aus Saarbrücken und Matthias Schamp aus Bochum eingeladen. Der Rundgang startet am Donnerstag, 16. Mai, um 18 Uhr am Konrad-Adenauer-Platz.

Auf verschiedenen Stationen können die Teilnehmer des Rundgangs die Urbanität und Stadtplanung Bochums entdecken. Besucht wird unter anderem das Haus Lotz an der Annastraße, die Brache an der Feuerwache und das Justizzentrum an Ostring. Außerdem ist ein Picknick geplant. Die Teilnahme am Rundgang ist kostenlos.

Der Art Walk ist eine der Veranstaltungen des C60 Collaboratoriums für kulturelle Praxis. Die Einrichtung ist eine gemeinsame Initiative der Ruhr-Universität Bochum, der Stadt Bochum und des Hochschulverbundes “Univercity”. Sie wurde im Sommer 2012 ins Leben gerufen. Das Collaboratorium veranstaltet regelmäßig Diskussionsrunden, Konzerte und Workshops in Bochum.

RUB: Internationales Kulturhaus eröffnet

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Bochum. Am Mittwoch wurde auf dem Campus der Ruhr-Universität Bochum das erste Max-Kade-Haus in Nordrhein-Westfalen eröffnet. Das neue Gebäude am Studentenwohnheim Laerholzstraße 80 dient als Veranstaltungs- und Begegnungszentrum für Studierende aus aller Welt.

Das neue Bauwerk besteht aus einem Schrägdach, das auf zwei frei schwebenden Stahlträgern aufliegt und ist rundum verglast. Das Gebäude schließt eine Lücke zwischen zwei Türmen des Studentenwohnheims. Das Bochumer Studentenwerk als Betreiber will das Wohnheim damit zu einem Zentrum für internationale Studenten machen und einen Ort zum Lernen und zum Austausch schaffen. Bereits im Moment liege der Anteil der ausländischen Studenten im Wohnheim Laerholzstraße 80 bei 35 Prozent.

Gefördert wurde der Bau mit 400.000 US-Dollar von der Max-Kade-Foundation in New York. Max Kade war ein Förderer der deutsch-amerikanischen Beziehungen und gründete 1944 die Stiftung. Bisher gibt es 20 Max-Kade-Häuser vor allem in Ost- und Süddeutschland. Das neue Gebäude in Bochum ist das erste Max-Kade-Haus in Nordrhein-Westfalen. Zustande kam der Bau durch das Engagement von ConRuhr North America, dem Verbindungsbüro der Universität Bochum.

Zu Gast auf der Eröffnungsfeier war NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze. Außerdem hielten Jörg Lüken und Abraham van Veen vom Studentenwerk und Professor Reinhard Zellner von ConRuhr North America ein Grußwort.

TU: Leiter der Ruhrtriennale zu Gast

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Dortmund. Opernmusik und Theaterstücke in alten Zechen und Maschinenhallen - das ist die Kombination, die die Ruhrtriennale berühmt gemacht hat. Nun stellt Heiner Goebbels, der künstlerische Leiter der Ruhrtriennale, am Mittwoch, 5. Juni, das diesjährige Programm vor. Er hält seinen Vortrag um 14 Uhr in der Emil-Figge-Straße 50, Raum 4.313.

Das internationale Kunstfest, das seit 2002 stattfindet, wird in diesem Jahr vom 23. August bis zum 6. Oktober in den Ruhrgebietsstädten Bochum, Duisburg, Essen, Gladbeck und Bottrop zu Gast sein, wie auf der offiziellen Website bekannt gegeben wird.

Der Regisseur und Komponist Heiner Goebbels gehört nach Angaben der Technischen Universität (TU) Dortmund seit langem zu den bedeutendsten Produzenten der internationalen Musik- und Theaterszene. Nach zwei Grammy-Nominierungen für seine CD-Veröffentlichungen erhielt Goebbels 2012 mit dem International Ibsen Award einen der weltweit wichtigsten Theaterpreise. Auf der Ruhrtriennale 2013 werden mit dem Hörspiel “Stifters Dinge” und dem Musiktheater “Delusion of the Fury” auch zwei Produktionen von Goebbels zu sehen.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, ein vorherige Anmeldung ist nicht nötig.


TU: “Rundgang Kunst” im Dortmunder U beginnt

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Kunststudierende der TU Dortmund bitten wieder zum “Rundgang Kunst”.

In der Hochschuletage des Dortmunder U sind ab sofort Fotografien, Grafiken, Malereien und interdisziplinäre Arbeiten zu sehen. Die besten Leistungen der Kunststudenten und –studentinnen werden am heutigen Mittwoch um 18 Uhr mit bis zu 1.000 Euro dotierten Kunstpreisen der TU Dortmund ausgezeichnet. Der “Rundgang Kunst” dauert noch bis zum 18. August. Der Eintritt ist frei.

Die Kunstetage hat dienstags, mittwochs, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Am Donnerstag und am Freitag endet der Rundgang jeweils erst um 20 Uhr.


Amulette aus Blumen und Städte aus Buchstaben

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Gleich am Eingang des Dortmunder Depots herrscht buntes Treiben. Zum “Design Gipfel” ist die länglich geschnittene Halle mit kleinen, bunten Ständen gefüllt. Dazwischen spazieren Besucher und machen Halt bei den verschiedenen Designern, um sich die Kleider, Poster oder Taschen anzusehen. Noch vor der kleinen Flaniermeile können Gäste unter Anleitung Pompoms selbst herstellen.

Die Halle ist gesäumt mit Ausstellern. Foto: Saskia Gerhard/Teaserbild: Design Gipfel

Die Halle ist gesäumt mit Ausstellern. Foto: Saskia Gerhard/Teaserbild: Christine Wiegelmann

Zum vierten Mal ist der Design Gipfel im Dortmunder Depot zu Gast und wieder komme er sehr gut an, finden die Organisatorinnen Anna Anastasova und Katherina Lindenblatt. Neben Dortmund gibt es den Gipfel auch in Essen und in Münster, wo die Idee für den Markt entstanden ist. “Wir haben auch mal Design Gipfel in Osnabrück und Bochum gemacht”, sagt Anna. Die seien aber nicht so gut gelaufen und deshalb eingestellt worden.

Aussteller kommen aus ganz Deutschland

Über 40 Aussteller präsentieren am 14. und 15. September ihre Arbeiten im Depot. Aus ganz Deutschland sind sie angereist. An den meisten Ständen werden Dekoartikel, Accessoires oder Kleidung angeboten. Mit Sprüchen bedruckte Jutebeutel, Postkarten und Kleider, Röcke, Shirts, Schals und Tücher aus bunt gemusterten Stoffen reihen sich an Taschen aus recycelten Fahrradschläuchen und Kunstdrucke mit kindlich anmutenden Illustrationen. Nicht jede der präsentierten Ideen scheint neu zu sein. Zumindest hinterlässt das eine oder andere Ausstellungsstück den Eindruck, dass man es doch schon einmal irgendwo gesehen hat.

Ein Auge fürs Detail kann beim Besuch des Design Gipfels auf jeden Fall nicht schaden. Einmal näher hinzusehen lohnt sich vor allem am Stand von Zeichner Wolfgang Philippi. Da kann man im Comic “Pech mit Mädchen” stöbern und die Federzeichnungen von bekannten, schon verstorbenen Musikern bewundern. Ebenfalls sehr amüsant sind die “Führungselite”-Karikaturen, deren zentrale Figur ein kleiner, dicker, antriebsloser, aber schlagfertiger Schuljunge ist, auf dessen Pullover groß “COLA POMMES” gedruckt ist.

Die erfolgreichste Arbeit von Philippi sind allerdings seine Stadt-Plakate. Sie zeigen verschiedene Städte

Ein Stadtplakat von Dortmund Foto: Wolfgang Philippi

Ein Stadtplakat von Dortmund. Foto: Wolfgang Philippi

wie Essen, Dortmund, Köln, Berlin oder Hamburg und unter ihnen etliche Erdschichten, auf denen sie gebaut sind. Vorstellen kann man sich das wie ein Erklärbild in einem Grundschulbuch, nur eine ganze Portion humorvoller und mit vielen historischen Verweisen. Die Idee dazu kam Philippi auf dem Heimweg von der Kneipe: “Ich bin durch Berlin gelaufen, überall lagen Hundehaufen, und ich dachte mir: Diese Stadt ist auf Hundekacke gebaut. Gepaart mit meinem Kindertraum, Archäologe zu werden, hatte ich dann die Idee mit den Schichten unter der Stadt.” Nicht jeder teilt Philippis Humor. Es kam auch schon zu wütenden Wortwechseln mit Lokalpatrioten an seinem Stand.

Städte aus Buchstaben

Postkartenmotive der "Buchstabenorte", Foto: Saskia Gerhard

Postkartenmotive der "Buchstabenorte". Foto: Saskia Gerhard

Eine andere Art, Städte darzustellen, sind die “Buchstabenorte”: die Umrisse von Städten und ihren inneren Bezirken werden auf Leinwände gedruckt. Das Besondere daran ist, dass die Namen der Stadtteile in die Karten geschrieben werden und zwar so, dass die Buchstaben die Bezirke bis an die Grenzen ausfüllen. Der Macher Alexander Heitkamp hat die Idee aus Thailand mitgebracht, wo er ähnliche Motive in Thai gefunden hat.

Von ganz anderer Art, aber ebenfalls sehr aufwändig, entwirft die Diplom-Designerin Christine Wiegelmann ihre kleinen Kunstwerke. In Gießharz verewigt sie kleine Blüten, Blätter und Gewächse in mühevoller Handarbeit. Schicht für Schicht werden die kleinen Amulette gegossen. Bis zu vier Wochen kann ihre Fertigstellung dauern. Die gelernte Floristin verbindet damit ihre beiden Leidenschaften: Design und Pflanzen. “Ich hatte ursprünglich die Idee, ein Herbarium zu machen mit Pflanzen in Dreidimensionalität”, sagt Wiegelmann. “Jetzt verbinde ich einfach die Floristik mit dem Gestalten. Und es ist auch praktisch und schön, den Leuten sagen zu können, welche Pflanzen in den Schmuckstücken stecken und woher sie kommen.”

Schmuck aus Porzellanscherben

Eine andere Ausstellerin stellt ihren Schmuck aus kleinen Porzellanscherben her, die sie aus ausgedienten Tee-Servicen gewinnt. Auch Organisatorin Anna ist mit ihrem Schmuck-Label beim Design Gipfel vertreten. Sie setzt auf verspielte bis abstrakte Motive und Formen bei ihren Ketten, Ohrringen und Ringen.

Der Design Gipfel in Dortmund findet das nächste Mal im März 2014 statt. Vorher gibt es noch zwei Termine in Essen und Münster. “Wir planen aber auch, noch in andere Städte zu gehen”, berichtet Katherina. “Nächste Woche schauen wir uns eine Location in einer neuen Stadt an, in der wir bis jetzt noch keinen Gipfel gemacht haben.” Welche Stadt das ist, wollen die beiden noch nicht verraten.

Stich unter die Haut

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Tattoos – das tragen doch nur Bauarbeiter, Hipster und hartgesottene Seemänner. Tätowierer Thomas Krug aus Bochum ist da anderer Meinung. Er erzählt in einer Multimedia-Story, wie er zum Tätowieren gekommen ist und was der eigentliche Sinn von Tattoos ist.

Mehr als nur ein Stück Stoff

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Schalke-Fans dürfte diese Info wohl ein bisschen schadenfroh stimmen: Das Trikot des BVB schmückten ironischerweise 04 Jahre lang die Farben blau und weiß. Wer hätte gedacht, dass die ärgsten Feinde in ihren Vereinsfarben einmal so miteinander verbunden gewesen sind? Das Seminar für Kulturanthropologie des Textilen widmet der Geschichte des BVB-Trikots im Borusseum jetzt eine eigene Ausstellung.

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Die Trikots der vergangenen Jahre hängen an der Decke der Ausstellungshalle im Borusseum. Fotos: Julia Bernewasser

Schweißflecken, Spuren vom  Rasen und der Geruch des Sieges – alte Trikots machen Vereinsgeschichten lebendig. Wer als Fan die glorreichen Ereignisse nicht nur im Herzen tragen, sondern auch für alle sichtbar im Wohnzimmer zur Schau stellen möchte, kommt nicht drumherum, sich das Trikot seines Lieblingsspielers an die Wand zu hängen. Und – um die Echtheit zu unterstreichen – am besten auch noch ungewaschen. Die Studenten des Seminars für Kulturanthropologie des Textilen haben für ihre Ausstellung „Trikot09″ unter anderem solche Trikotsammler besucht und ihre Erinnerungen in kurzen Videos festgehalten.  „Es war für uns schon beeindruckend zu sehen, was für eine Menge an Trikots die Fans teilweise zuhause haben”, sagt Dozentin Viola Hofmann, die das Seminar zusammen mit Silke Wawro über eineinhalb Jahre geleitet hatte. 

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So sahen die BVB Trikots von 1909 bis 1913 aus.

Die 20 teilnehmenden Dortmunder Studenten haben sich dem Trikot auf verschiedene Weise genähert – über sein Material, seine Bedeutung und seine Entstehung. Fotos, Videos und interaktive Elemente haben sie in ihre Ausstellung eingebaut. So sind die Besucher eingeladen, weiße T-Shirts selbst mit Aufschriften zu versehen. Mit von der Decke baumelnden Trikots, einer Trainerbank und Umkleideschränke haben sich die Studenten gestalterisch ausgetobt. „Wir haben eine unglaublich große Resonanz bekommen. Das zeigt einfach, wie fußballverrückt diese Stadt ist”, sagt Viola Hofmann.             

Während wir Trikots in einheitlichen Farben im Mannschaftssport heute für selbstverständlich halten, waren sie bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland eher unüblich. Der DFB forderte die Vereine schließlich auf, Einheitskleidung zu tragen. Ihr Vorbild waren die Public Schools in England, die Trikots  bereits eingeführt hatten, um die Mannschaften bei Wettbewerben besser voneinander unterscheiden zu können. Streifen, Karos, Wappen oder Schärpen – die unterschiedlichsten Formen und Materialien kamen zur Abgrenzung zum Einsatz. „Viele Spieler fanden die neue Kleidung zunächst etwas lächerlich”, weiß Viola Hofmann. „Überraschend ist natürlich, dass die Dortmunder die ersten Jahre in blau-weißen Trikots mit einer roten Schärpe gespielt haben. Damals hatten die Farben eine kirchliche Symbolik und haben für die Dreifaltigkeitstheorie gestanden.”

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Viola Hofmann
Dozentin für Kulturanthropologie des Textilen

Was wir heute als Trikots bezeichnen, waren damals nur dünne Hemden. „Später wurden sie elastisch und dehnbar. Sie waren dann aus Baumwolle, damit der Schweiß besser trocknen konnte. Das war schon eine echte Innovation”, erzählt Viola Hofmann. In den siebziger Jahren kam dann Polyester in Mode und die Trikots wurden reißfest. Inzwischen werben die Hersteller sogar mit Atmungsaktivität.  Das große Geschäft machen diese inzwischen längst nicht mehr nur mit den Vereinen. Wer Fan ist, zeigt seine Zugehörigkeit ganz eindeutig mit einem Trikot in den Vereinsfarben. „Für die Fans schafft es ein Identifikationsgefühl mit der Mannschaft. Die gelbe Wand in Dortmund baut sich erst durch die ganzen uniformierten Fans auf. Das Trikot gehört nicht mehr nur auf den Platz”, erklärt Viola Hofmann. Für jede neue Saison haben die Vereine mittlerweile andere Trikotdesigns. Auch Sondertrikots bei gewonnenen Meisterschaften oder Pokalsiegen sind willkommen. „Mit den Trikots werden riesige Einnahmen gemacht. Da steckt ein großes Merchandising hinter”, sagt Viola Hofmann. 

Doch warum läuft der BVB denn nun eigentlich nach seiner kurzen blau-weißen Schnupperphase in schwarz-gelb auf? „Wir haben recherchiert, aber keine Erklärung für die Auswahl der Farben gefunden. Das bleibt wohl ein Mythos”, sagt Hofmann.  Gerüchte besagen aber wohl, dass Kohle und Bier, für die Dortmund ja bekannt ist, zur Farbgebung beigetragen haben können. Auf jeden Fall erzeugen die Farben die Aufmerksamkeit des Gegenübers. Der Kontrast zwischen den beiden Farben ist groß. „Sie haben eine gute Nah-und Fernwirkung. In der Tierwelt gelten sie auch als Signal- und Warnfarben. Nach dem Motto: Vorsicht, giftig!” Dem werden wohl auch alle Schalker zweifellos zustimmen. 

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Die Ausstellung ist noch bis zum 29. Mai zu sehen.

 

“This is not Detroit – it’s Bochum!”

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Ende 2014 wird in Bochum der letzte Opel vom Band laufen. Foto: Philipp Rentsch

Ende 2014 wird in Bochum der letzte Opel vom Band laufen. Foto: Philipp Rentsch

 

Die geplante Schließung des Opel-Werks stellt die Stadt Bochum vor eine große Herausforderung. Mehrere tausend Menschen mitten im Ruhrgebiet werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Diese Entwicklung ist die Ausgangssituation für das „Detroit-Projekt“ der Kulturinstitution Urbane Künste Ruhr und des Bochumer Schauspielhauses.

Bis zum 5. Juli findet an 20 Orten in ganz Bochum das Sommerfestival des Projektes statt, das den Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe bildet. Ziel ist es zu zeigen, dass sich Bochum keineswegs so entwickeln wird wie Detroit. Die frühere amerikanische Industriestadt kämpft derzeit nach dem Niedergang der Automobilindustrie gegen Leerstand und Zerfall und ist in dessen Folge insolvent.

Hier sind die Highlights des Detroits-Projekts:

Aus alt macht neu – “Opelation”:

Durch die Schließung der Bochumer Opel-Hallen wird eine Menge Material zurückbleiben. Doch was geschieht mit den verbleibenden Materialressourcen? Das Detroit-Projekt stellt sich dieser Frage und versucht Antworten darauf zu finden, wie die Neunutzung aussehen könnte

In der Eve-Bar im Schauspielhaus Bochum wird ein Showroom eingerichtet. Dort können sich Besucher und Interessierte die neuen Objekte anschauen. Aus dem Altmaterial können Gegenstände wie Dächer für Kleingarten-Hütten, Balkonverkleidungen für Hochhäuser oder Carports für Einfamilienhäuser entstehen.

Wann und Wo? Im Zeitraum vom 30. Mai bis 6. Juni sowie vom 22. Juni bis 29 Juni. Veranstaltungsort ist die „Eve-Bar“ im Schauspielhaus Bochum. Am 28. Juni 2014 ist der Showroom in der Eve-Bar auch Teil des Programms der ruhrgebietsweiten „Extraschicht“.

Schauspielhaus Bochum Außenansicht Nacht beleuchtet

Das Schauspielhaus Bochum – entscheidender Träger des Detroits-Projekts. Foto: Philipp Rentsch

Kinder von Opel:

Eigens für Kinder und Jugendliche, deren Eltern bei Opel arbeiten, wurde ein Theater- und Rechercheprojekt ins Leben gerufen. Sie sollen verstehen, was eine mögliche Arbeitslosigkeit eines ihrer Elternteile bedeuten kann. Seit vielen Jahren leben viele Familien in Bochum und Umgebung mit dieser Ungewissheit – oft mit der Folge, dass sich gerade Kinder und Jugendliche fragen, wie sich das auf die eigene Zukunftsperspektive auswirken wird.

Im Rahmen des Detroit-Projekts setzen sie sich gemeinsam mit Experten mit dem Thema Arbeitslosigkeit auseinander und präsentieren zum Abschluss ein eigenes Theaterstück.

Wann und Wo? 17. Oktober 2014, Premiere im „Theater Unten“ (Schauspielhaus Bochum)

Ein Werk verschwindet:

Auf der Grundlage von Fakten schafft das Detroit-Projekt eine Fiktion: Was passiert, wenn die Hallen des großen Opelwerks verschwinden?

Im Rahmen einer Show wird filmisch dokumentiert, wie das 1,6 Millionen Quadratmeter große Areal ohne die Werkshallen aussehen wird. Das Ziel ist es, eine Vorstellungskraft zu entwickeln, wie sich das Gelände nach über 50 Jahren der Auto-Produktion verändern wird.

Wann und Wo? Ab sofort täglich um 18:15 Uhr in der Eve-Bar im Schauspielhaus Bochum.

Schild Mein Bochum Unsere Zukunft

Wie sieht die Zukunft für Bochum nach Opel aus? Diese Frage beschäftigt viele Menschen im Ruhrgebiet. Foto: Philipp Rentsch

Zukunftsfest:

Unter der Schirmherrschaft von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft erreicht das Detroit-Projekt mit einem Zukunftsfest seinen Höhepunkt. Am 29. Juni sollen alle Interessierten zeigen, wie sich Bochum zur Stadt der Kultur, Wissenschaft und Bildung verändern kann.

Chöre und Bands werden auf einer Festplatzbühne auftreten, darüber hinaus werden die Straßen rund um das Schauspielhaus gesperrt; Gruppen und Initiativen können sich mit ihren Ideen an die Veranstalter wenden.

Wann und Wo? Am 29. Juni von 11 bis 17 Uhr rund um das Schauspielhaus Bochum.

 

Offene Ateliers – Einblicke ins Künstlerdasein

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Farbflecken auf dem Fußboden? Natürlich. Unfertige Werke, die an den Wänden lehnen? Ebenfalls. Ein ganz normales Künstleratelier? Auf keinen Fall, denn im Atelier21 in der Dortmunder Nordstadt arbeiten acht Künstler, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Ein Rundgang.

Die Besucherin ist ratlos. Dem Titel auf der Rückseite nach zu urteilen, soll auf Postkarte mit einer Schwarz-Weiß-Fotografie von Marika Bergmann ein See abgebildet sein. Sie setzt einen Schritt auf die Künstlerin zu. “Eine Frage: Wo genau ist der See?” Marika Bergmann nimmt ihr die Postkarte aus der Hand. “Schau’ mal”, schmunzelt sie und zeichnet mit dem Finger die Konturen nach. Durch die außergewöhnliche Perspektive erschließt sich das Motiv erst auf den zweiten Blick.  Es folgt ein Aha-Moment, in dem die Kunst durch den Dialog mit der Künstlerin auf einmal greifbar wird. Genau das ist das Ziel der Offenen Ateliers, die am Wochenende in Dortmund stattfanden. An zwei Tagen gewährten etwa 150 Künstler ganz persönliche Einblicke in den Ort, wo ihre Werke entstehen. 

Ameisenstraßen auf Porzellantassen – auch das ist Kunst

Täuschend echt: Evelyn Bracklows bemaltes Porzellan sorgt für Irritation bei den Besuchern. Foto: Ricarda Dieckmann

Täuschend echt: Evelyn Bracklows bemaltes Porzellan sorgt für Irritation bei den Besuchern. Foto: Ricarda Dieckmann

Das Atelier21 auf einem Hinterhof in der Nordstadt ist zum dritten Mal bei den Offenen Ateliers dabei. Auf den drei Ebenen einer ehemaligen Schreinerwerkstatt arbeiten drei Künstler und fünf Künstlerinnen. Marika ist seit Anfang 2012 eine von ihnen. Wenn sie nicht gerade als Grafikdesignerin an der Entwicklung von Werbekampagnen beteiligt ist, überwindet sie in der Zimmerstraße 21 die Grenzen zwischen Fotografie, Malerei und Grafik. Außerdem schreibt sie Kurzgeschichten und Gedichte. Eines trägt sie spontan vor. Es heißt “Haus ohne Fenster.” Es handelt von kalten Wänden, Dunkelheit und dem Drang nach Freiheit. 

Das Atelier21 ist alles andere als ein Haus ohne Fenster. Sonnenlicht fällt durch die hohen Sprossenfenster in den großen Raum hinein, den sich Marika mit Evelyn Bracklow teilt. Evelyn ist krank. Deswegen hat Marika die Werke ihrer Kollegin, Porzellankannen und -tassen, die mit Ameisenstraßen bemalt sind, auf einen kleinen Podest inszeniert. Als Evelyn anruft, erzählt Marika: “Ich habe deine Sachen eher unordentlich aufgereiht, das würde dir gefallen. Es funktioniert gut; einige Leute sind schon sehr interessiert stehen geblieben.”

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Anne Jannick malt am liebsten Motive aus der Natur. Foto: Ricarda Dieckmann

“Wir sind alle so verschieden”   

Eine Etage weiter oben lehnen und hängen kontrastreiche Naturstudien an der Wand. Pinsel und Farbtuben liegen auf dem Tisch. Hier, in ihrem Teil des Ateliers, übersetzt Anne Jannick Natur in Malerei, wie sie es nennt.  Und doch ist das Auftragen von Farbe auf Leinwänden nicht die einzige Form, in der sie sich künstlerisch ausdrückt. Sie hat Tanz studiert – und auf ihren Flyern präsentiert sie sich als Yoga- und Gesangslehrerin. Sich ausschließlich der Malerei zu widmen, wäre für sie undenkbar: “Das ist eine sehr einsame Arbeit. Da dreht man schnell ab.” Deswegen schätzt sie das Miteinander im Gemeinschaftsatelier, “auch, wenn das gar nicht so aufregend ist, wie man sich das oft vorstellt.” Klar, trinke man mal einen Kaffee zusammen und quatsche über Kunst – doch ansonsten verfolge jeder seine eigene künstlerische Linie. “Wir sind alle so verschieden. Ich mache Malerei, Marcus Schröder beispielsweise macht Stahlkunst.” Und doch: Im Atelier21 ist genug Platz für jede Art von Kunst – und für jeden Künstler.

Der Störschrank als Inspiration für eine Lesebühne

Zurück bei Marika: Einige Bekannte sind vorbeigekommen. Marika schenkt Mineralwasser – mit Rosen aromatisiert – nach und erzählt, dass sie Evelyn schon mehrfach vorgeschlagen habe, doch auch mal einige Ameisenstraßen auf die Wände und Rohre des Ateliers zu malen oder “auf den Klodeckel” – um die Besucher zu irritieren. Die Runde lacht.

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Der Störschrank gehört zum festen Inventar des Ateliers. Foto: Ricarda Dieckmann

Doch Evelyns Ameisenstraßen sind nicht das einzige, das bei Besuchern im Atelier für einen kurzen Moment der Irritation sorgt. Auch der mit schwarzer Tafelfarbe bemalte Schrank, auf dem mit Kreide “Störschrank” steht, ist etwas, das immer wieder erklärt werden muss. Marika hat das massive Möbelstück von ihrer Vorgängerin im Atelier übernommen – damals allerdings noch ohne Aufschrift. “Sie hat sich vom Schrank gestört gefühlt und ihn daher Störschrank getauft”, erklärt Marika. Mittlerweile dient der Störschrank nicht mehr nur als Stauraum für Malutensilien, sondern auch als Namensgeber für eine Lesebühne, die Marika organisiert und moderiert. Und so dauert es nicht mehr bis zu den nächsten Offenen Ateliers bis das Atelier21 wieder Kulturinteressierte einlädt, sondern bis zum 5. Juli. Dann liest die Autorin Bruni Braun – direkt vor dem Störschrank.

Zwischen Pinseln und Porzellan: Ein Rundgang in Bildern

 

Mehr zum Thema
Web: Homepage des Atelier21 

Pflichtlektuere: Kunst im Kollektiv  

 

 

 

DING DÄNG DONG!

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Rundgang Neue Kolonie West

Die Rheinische Straße in Dortmund hatte lange kein gutes Image. Jahrelang galt sie als Hotspot der rechtsextremen Szene. Im März 2012 zog sie aufgrund einer großen Razzia im berüchtigten „Nazi-Haus“ sogar überregional die Blicke auf sich. Auch heute noch wirkt das alte Brauereigebiet um die lange Hauptstraße für viele Menschen nicht besonders einladend und ist den Ruf einer eher unangenehmen Gegend mit offensichtlichen Mängeln noch nicht bei allen Dortmundern los. Doch ein zweiter Blick hinter die Fassaden des Westends lohnt sich!

Denn seit dem Kulturhautpstadtjahr 2010 hat sich der Stadtteil am U in ein charmevolles Kreativviertel verwandelt. Aus unterschiedlichsten Gründen hatten sich bereits zuvor verschiedene Künstler, Designer und Kreative in der Umgebung niedergelassen und bildeten 2011 unter dem Namen „Neue Kolonie West“ einen Zusammenschluss. Unterstützung bekamen sie von der Stadt, die den Bereich Rheinische Straße zum Stadtumbaugebiet erklärte und die Ansiedlung kreativer Menschen und ihre Betriebe dort fördert. 

Seit der Gründung öffnen die Akteuere der Neue Kolonie West alle zwei Monate ihre bunten Türen und bieten interessierten Besuchern einen Rundgang durch das Unionviertel und seine versteckten Schätze. Ihr Ziel: Die Belebung des kulturellen Lebens in Dortmund – und dies nicht nur temporär. Das ist den engagierten Kolonisten auch gelungen. Für die 20. Ausgabe des öffentlichen Rundgangs am vergangenen Samstagnachmittag, kooperierte der Verein zum ersten Mal mit dem Way Back When Festival, das von Donnerstag bis Samstag an verschiedenen Orten in der Dortmunder Innenstadt gastierte. Der Titel der Führung lautete daher treffenderweise lautstark „DING DÄNG DONG!“ und versprach den Besuchern viele Erlebnisse von Klang und Konzerten über Kunst und Fotografie, bis hin zu Lesungen in gemütlichen Galerien. 

Station 1: Heimatdesign

Der Rundgang der Kolonie West startete am hohen Wall 15

Der Rundgang der NKW startete am hohen Wall 15

Treffpunkt war die Agentur Heimatdesign im Osten des Unionviertels. Von hier aus sollte es in rund vier Stunden bis zum Union Gewerbehof auf der Rheinischen Straße gehen. Trotz – oder gerade wegen – des schönen Wetters drängten sich um kurz nach zwei rund dreißig Leute in den Ausstellungsraum. Journalist, Autor, DJ und Organisator der Führung, Wolfgang Kienast, auch bekannt unter dem Namen “Martini”, grüßte locker in die Runde und übergab das Wort zügig an Reinhild Kuhn, die die Ausstellungen bei Heimatdesign leitet und den ersten Rundgang der NKW in diesem Jahr eröffnete. „Bei uns bekommen kreative Leute , Künstler und Fotografen aus der Umgebung die Chance ihre Werke zu präsentieren und sich so in ihrer Heimat zu vernetzen“, erklärte sie nicht ganz ohne Stolz und zeigte auf einen jungen Mann mit Umhängetasche, zerzaustem Haar und hellblauem Kurzarmhemd. Er sei verantwortlich für die Bilder an den Wänden, die augenscheinlich die Weite des Kosmos darstellen sollen. Kleine leuchtende Glitzerpunkte auf grünem, gelbem, rotem und blauem Hintergrund. „So far so near“ nennt der junge Fotograf die Serie und zeigt damit, dass das Weltall gar nicht weit ist. „Auf den Bildern sind nämlich gar nicht die Sterne zu sehen, sondern ganz herkömmliche Obstschalen von Pflaumen oder Mangos in starker Vergrößerung“, löste Timo Klos das Rätsel und freute sich über die begeisterten Blicke der Besucher. Vom Obstteller zur Milchstraße also. Ein echtes Highlight!

Station 2: Cinema Gorski

Zur zweiten Station des Rundgangs ging es dann nur eine Hausnummer weiter, wo Sabine Gorski von Cinema Gorski ihren selbstgeredrehten Stummfilm „Die Maske des Elefantenmenschen“ zeigte. Die Schwarzweißbilder über die Arbeit von Maskenbildnern im Schauspielhaus Dortmund wurden live am Klavier begleitet und sorgten für anerkennenden Applaus unter den Teilnehmern des Rundgangs.

Station 3: Dortmunder Kunstverein

Für die Präsentation der dritten Station übernahm Sandra Dichtl, die künstlerische Leiterin des Kunstvereins die Führung. Der Weg führte die Gruppe zur Ausstellung des türkischen Künstlerduos Özlem Günyol und Mustafa Kunt im Dortmunder U. In ihren Kunstwerken setzen sich die beiden in abstrakter Form mit kulturellen und gesellschaftlichen Phänomenen auseinander. Das Schöne an ihren Arbeiten: Auf den ersten Blick erscheinen sie simpel und willkürlich, doch bekommt man einen kurzen Einblick in die Intention dahinter, wirken sie sofort nahezu alle genial. In dem spärlich eingerichteten Foyer des Dortmunder Kunstvereins stach vor allem ein drei mal drei Meter großes Gekritzel aus schwarzen Linien auf einer sonst völlig leeren Wand heraus. Auch der Titel „Ceaseless Doodle“ ließ noch nicht auf die Idee der Künstler schließen. Erst als Sandra erklärte, dass es sich hierbei um alle 246 Ländergrenzen handle, die ineinander zu einer Art Weltkugel verdichtet wurden, hellten sich die Gesichter der Teilnehmer auf. Insgesamt ist die Ausstellung wirklich sehenswert und war ein weiterer Höhepunkt des Rundgangs. 

Die Kulturvielfalt begeistert die Besucher

Sabrina und tabea genossen die Sonne bei einer kurzen Verschnaufpause

Die Rundgängerinnen Sabrina und Tabea genossen die Sonne bei einer kurzen Verschnaufpause.

 

Das fanden auch Sabrina Bläser und Tabea Heckendorf. Die Freundinnen nahmen zum ersten Mal an einem Rundgang der Neuen Kolonie West teil und waren begeistert von der kulturellen Vielfalt, die einem die Stadt bietet, wenn man nur genauer hinsieht. „Ich wohne hier in dem Viertel und habe es erst diesmal geschafft an der Führung teilzunehmen.Es macht richtig Spaß die ganzen tollen Projekte und Menschen in der Umgebung zu entdecken – und das auf so eine lockere Art und Weise“, erzählt Sabrina und ihre Freundin stimmt ihr zu: „Hier wird nicht so viel erzählt, sondern nur so viel wie nötig. Den Rest kann man dann selber erkunden. Das ist eine richtig gute Sache, die es ruhig noch öfter geben sollte.“ 

 

In 12 Stationen bis zum Westpark

Bis zum späten Nachmittag lief die durchweg gut gelaunte Gruppe mit Martini und Helga Beckmann von der Planungsgruppe Stadtbüro von einer Station zur nächsten. Sie besahen sich die frisch aufgehängten Bilder vom brasilianischen Künstler Rodrigo Branco in der „Street Art Gallery“, besuchten dann die Jungs vom Schallplattenladen „Black Plastic” schräg gegenüber und setzten ihre Route entlang der Rheinischen Straße an folgenden Stationen fort:

Den Abschluss des Rundgangs feierten die Teilnehmer am Abend zusammen beim Westparkfest mit Bier, Bratwurst und ordentlich “Ding Däng Dong” im grünen Teil des Dortmunder Westens. Es lässt sich aushalten im Westen!

Fotos: Mona Ameziane


Kunst landet in der Tonne

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Düsseldorf. In der Kunstakademie Düsseldorf eskalierte kürzlich ein Streit um zerstörte Werke von Kunststudenten. Wie die WAZ berichtete, zerstörten Mitarbeiter der Akademie etwa 60 Bilder, die Studenten in den Fluren zwischengelagert hatten und warfen sie in den Müll.

Normalerweise ist es in Ordnung, die Flure zur Lagerung zu benutzen, da die Kunstakademie nicht genügend Lagerräume besitzt. Allerdings sorgen verschärfte Brandschutzbestimmungen dafür, dass brennbares Material nicht mehr für längere Zeit dort stehen darf. Dies führte immer wieder zu Streitigkeiten, die nun offenbar eskaliert sind.

Die Rektorin Rita McBride ist entsetzt über die Vorfälle. “Das ist schrecklich für die Studenten. Die Werke sind unersetzlich”, teilte sie der Rheinischen Post mit. Schließlich sind viele der zerstörten Bilder Prüfungsstücke oder zum Verkauf vorgesehen. McBride hat es sich nun zum Ziel gesetzt, den lange währenden Streit zwischen Studenten und Hausverwaltung zu beenden. 

 

Traumjob Sprayer

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Für die einen ist Graffiti Kunst, für die anderen nervige Schmiererei oder Sachbeschädigung. Beni Veltum macht die Wände bunt – jedoch legal. Er ist hauptberuflicher Graffiti-Künstler.

Ausstellung: Viren, ein subversives Kunstprojekt

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Bei einer Aktion Dortmunder Kunststudentinnen unter der Leitung von Susanne Ristow wird Ansteckung als kreativer Prozess verstanden. Am Mittwoch präsentierten sie die Ergebnisse ihrer Arbeit an der TU Dortmund. Der Virus, den sie verbreitet haben, ist Kunst. Mit ihrer subversiven Aktion haben sie eine Epidemie ausgelöst. 

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Viren als Leuchtmarken in Dortmunds dunkle Ecken gestempelt. Foto und Teaserbild: Stephanie Breitbarth

HIV, SARS, Pandemie, Bioterrorismus – der Begriff Virus löst von Unbehagen bis Angst vor allem negative Gefühle aus. Im Cyberkrieg als Waffe genutzt, spähen sie Daten aus und führen nicht selten zum Systemabsturz, legen Kraftwerke und die Datenverarbeitung ganzer Firmen lahm. Viren sind Fremdkörper, sie schleichen sich unbemerkt ein und verändern die Organismen, die sie befallen, massiv. Sie sind ansteckend und verbreiten sich unkontrolliert. Der Begriff Virus steht für riskante Kontakte, Ansteckung und Unterwanderung. Aber auch Kunst kann ein Virus sein. Sie funktioniert nach demselben Prinzip. Kreative Prozesse sind ansteckend und subversiv. Wie ein Outbreak aussieht? Hier drei Beispiele:

Leuchtende Stolpersteine 

Keimzellen sind oft dunkle Ecken, an Litfasssäulen und Wänden. Abgestumpft von der Masse an Plakaten, Graffitis und Schmierereien, nehmen wir die Ansteckungsgefahr schon längst nicht mehr wahr. Diesen viralen Befall durch triviale Botschaften und Werbung macht Stephanie Breitbarth sichtbar. Die Epidemie hat im Kaiserstraßenviertel und rund um den Großmarkt begonnen. Mit phosphoreszierender Farbe stempelt die junge Künstlerin ihre Virenlogos im Dortmunder Stadtgebiet. Im Dunkeln irritieren die leuchtenden Viren, befreien den Passanten aus der Starre der Abstumpfung und infizieren ihn mit Wahrnehmung. 

Schutzimpfung gegen kreative Leere

Ansteckung kann auch eine positive Veränderung bedeuten, wenn Kunst der Virus ist. Mit einer Postkartenaktion hat Lisa Clemens 150 Studenten geimpft – gegen Kunstverdrossenheit und triviale Kunst. Ziel war es, möglichst viele dazu anzuregen, selbst zu Künstlern zu werden. Die Teilnehmer der Kunstaktion konnten anhand weniger geometrischer Figuren als Vorgaben selbst kleine Kunstwerke auf den Postkarten gestalten. In zehn verschiedenen Fachbereichen wurden dazu jeweils 15 Karten verteilt. Die Resonanz war unterschiedlich: Chemiker scheinen gegen Kunst häufiger resistent als Kommilitonen anderer Fächer.

Streetart als Gegenvirus

Das Prinzip der viralen Verbreitung machen sich auch Neonazis zunutze. Ihre Symbole und Parolen werden über soziale Netzwerke, Sticker und Schmierereien verbreitet. Sina Hannemann hat einen Gegenvirus kreiert. Angelehnt an ein berühmtes Obama-Wahlplakat, des amerikanischen Künstler Shepard Fairey, hat sie ein Plakat des Dortmunder Rechtsaktivisten Siegfried Roland Borchardt, genannt SS-Siggi, entworfen und an der TU Dortmund verteilt.

Sein Konterfei klebt nun an Wänden und Türen, liegt auf Mensatischen und wie zufällig zwischen den Seiten oft genutzter Bücher der Unibibliothek. Die Infektion mit dem Gegenvirus findet angesichts der Plakate im Kopf des Betrachters statt. Die Frage, wer ist dieser Mann eigentlich ist, soll von der Unwissenheit und Gleichgültigkeit heilen, mit der die meisten der Durchseuchung mit rechtsextremen Gedanken gegenüberstehen.

Richtig was auf dem Kasten

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Sie sind an jeder Ecke zu sehen und doch irgendwie unsichtbar. Stromkästen sind immer grau und meist beklebt, beschmiert oder beschmutzt. Wirklich immer? Nein! Denn der Dortmunder Verein “Die Urbanisten” hat in den letzten drei Jahren dafür gesorgt, dass über 30 Kästen im Westen der Stadt künstlerisch gestaltet werden konnten. Mit ihrem Projekt “Energieverteiler” sorgen sie dafür, dass die langweiligen Klötze am Straßenrand zum echten Blickfang werden. Das Besondere an dem Projekt: Die Bewohner der Stadt werden mit einbezogen, denn jeder kann sich mit einem Entwurf bei den Urbanisten um die Gestaltung eines Stromkastens bewerben.

Der Urbanist Florian Artmann hat das Projekt im Jahr 2011 ins Leben gerufen, um kleine Fleckchen in der Stadt zu erzeugen, die die vorbeigehenden Menschen zum Nachdenken oder Schmunzeln bringen. Was man aber auf den ersten Blick nicht sieht: Hinter den Motiven, Formen und Darstellungen auf den Energieverteilern stecken persönliche Geschichten, besondere Ideen und witzige Informationen. An einem sonnigen Nachmittag hat sich Florian auf den Weg durch das Westend gemacht und zeigt der pflichtlektüre einige seiner Lieblingsstücke. Klickt euch durch, lauscht seinen Geschichten und genießt. 

 

 

 

Zur Person

Florian Artmann

 

FlorianFlorian Artmann ist 32 Jahre alt, Urbanist seit Gründungszeiten und “Energieverteiler-Papa”. Zusammen mit einer Freundin organisiert er seit drei Jahren die Gestaltung von Stromkästen im Dortmunder Westen. Der gelernte Erzieher ist mit viel Spaß bei der Sache. Trotzdem gehört auch Organisationstalent dazu: “Man denkt immer, dass es ganz schnell geht ein paar Stromkästen zu bemalen, aber da steckt wirklich eine Menge Arbeit dahinter.” Angefangen bei der Sichtung der Kästen, über die Anfrage beim jeweiligen Besitzer, die Einhaltung der unterschiedlichen Richtlinien und finanziellen Möglichkeiten bis zur Prüfung der Bewerbungen und schließlich zur Gestaltung und Pflege der Kästen. 

Aber egal wie viel er organisieren, planen und beachten muss, Florians Herz hängt an dem Projekt und an jedem seiner “kleinen Energieverteiler”: “Das schönste an dem Projekt ist, dass aus so vielen kleinen Einzelteilen und so vielen einzelnen Kästen und Gestaltungen im Ganzen so etwas Schönes, Kreatives und Gesellschaftsbereicherndes wird.” 

Mehr zum Thema Urbanisten bei der pflichtlektüre: Echte Quartiersliebe 

Ein Abend voller Helden

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Schon 2013 war der Heldenabend ein großer Erfolg. Und auch in diesem Jahr treten viele verschiedene Künstler auf. Foto: Hartmut Salmen

Schon 2013 war der Heldenabend ein großer Erfolg. Und auch in diesem Jahr treten viele verschiedene Künstler auf. Foto: Hartmut Salmen

In der Literatur, im Film, in Comics oder im Alltag – Helden spielen in vielen Bereichen des Lebens eine Rolle. Müssen sie immer eine Superkraft haben? Nein, sagen die Veranstalter des LesArt.Festivals: Helden sind Menschen wie du und ich, die etwas Besonderes können und das zeigen wollen.

Raum dafür gibt ihnen der „Abend der Helden von hier“, der Teil des LesArt.Festivals ist. Vor dem Event am Samstagabend hat Pflichtlektüre-Autorin Laura Konieczny einige der Helden getroffen – aber nicht nur die, die auf der Bühne stehen. 

Jasmin Assadsolimani und Katharina Röder, beide 19 Jahre alt, studieren Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaften im dritten Semester an der TU Dortmund. Zusammen mit drei Kommilitonen organisieren sie den Heldenabend beim LesArt.Festival.

“Ich war letztes Jahr als Besucherin dabei und fand die Veranstaltung cool”, erinnert sich Jasmin. Also habe sie sich auf einen Mail-Aufruf zur Mithilfe gemeldet. Erfahrung im Eventmanagement hatte sie bis dahin nicht. Katharina schon. In den Semesterferien habe die 19-Jährige ein Praktikum gemacht, berichtet sie. Ihre Motivation: “Ich wollte endlich mal etwas Eigenes auf die Beine stellen, selbstständig arbeiten und dann auch das Ergebnis davon sehen.”

Das LesArt.Festival
Katharina Röder (l.) und Jasmin Assadsolimani organisieren den Abend mit drei weiteren Studenten. Foto: Laura Konieczny

Katharina Röder (l.) und Jasmin Assadsolimani organisieren den Abend mit drei weiteren Studenten. Foto: Laura Konieczny

Mit der Planung und Organisation haben die fünf Studenten im Sommer begonnen. “Wir haben uns als erstes nach Künstlern umgehört”, erklärt Jasmin. “Richtig losgelegt” hätten sie dann im September. Die größten Hürden am Anfang: Zeitmanagement und Themenfindung. Jetzt, kurz vor dem Endspurt, lachen die beiden darüber.

Jasmin: ” Wir haben uns vor allem über das Motto den Kopf zerbrochen. Es sollte eine runde Sache sein, also zu den Künstlern passen und gut zu realisieren sein.” Gar nicht so einfach. Schließlich einigten sie sich auf “Masken runter – Zeit für echte Helden.” Viele vermeintliche Probleme hätten sich danach einfach in Luft aufgelöst, ist Katharina erleichtert: “die Deko und die Flyergestaltung zum Beispiel.” 

Helden in jeder Form

Der Titel der Veranstaltung spielt mit verschiedenen Heldenkonnotationen: Wer sind die heimlichen Helden? Wer hat wirklich was drauf? Dass das nicht nur die Künstler auf der Bühne sind, sondern auch die Köpfe hinter der Veranstaltung, bestätigt Rainer Holl, Studienkoordinator der Angewandten Studiengänge an der TU Dortmund, Leiter des Literaturhauses Dortmund und Mitorganisator des Festivals. “Der Abend wird komplett geplant, organisiert und durchgeführt von Studierenden der TU Dortmund. Sie lernen sich als Kulturmanager zu beweisen in den Bereichen Booking, Werbung und PR, Veranstaltungsplanung und -durchführung. Für die Studenten ist das unheimlich wertvoll.”

Für die Veranstalter des LesArt.Festivals sei vor allem das Programm jedes Jahr aufs Neue eine Überraschung: “An diesem Abend präsentieren sie die Freie Künstlerszene in all ihrer Vielfalt. Tanz, Grafitti, Musik, Poetry Slam, Theater oder Soundinstallationen – alles war schon dabei. Für uns ist das einer der spannendsten und schönsten Abende. Junge, oft einem breiten Publikum noch unbekannte, Künstler können sich beweisen.”

Die Kunst der Worte

Fedor tritt beim LesArt.Festival als Wortkünstler auf. Foto: Fedor

Fedor tritt beim LesArt.Festival als Wortkünstler auf. Foto: Fedor

Einer der diesjährigen Nachwuchskünstler, die beim “Abend der Helden von hier” im Fletch Bizzel auf der Bühne stehen werden, ist Fedor. Der Dortmunder wird beim Heldenabend lesen und rappen. Er bezeichnet sich als “Wortkünstler” und wird am Samstag nicht nur Lyrik und Prosa, sondern auch Rapmusik und visuelle Elemente auf die Bühne bringen. Durchschnittlich zwei Mal im Monat steht er im Rampenlicht – im Ruhrgebiet und in Berlin, berichtet er. Der Auftritt beim LesArt.Festival ist für ihn etwas Besonderes: “Das ist eine tolle Sache. Ich arbeite extra noch an einem neuen Text zum Thema des Abends. Es geht um die Frage, was Helden eigentlich sind, ob es sie gibt”, verrät er. Einen kleinen Einblick in seine Kunst gibt er auf seiner Homepage.

Jasmin und Katharina freuen sich über dieses Engagement. Vorraussetzung für den Auftritt beim Heldenabend sei der Themenbezug nämlich nicht gewesen. “Wir haben ja zuerst die Künstler gebucht und uns anschließend das Motto überlegt – da können wir nicht von den Bands erwarten, dass sie noch neue Songs für uns schreiben”, erklärt Jasmin. Außerdem – und das sei ihnen wichtig – sollen sich die Künstler “so zeigen, wie sie sind.” Individualität und Vielfältigkeit machen die Veranstaltung schließlich aus.

Was bedeutet ''LesArt.''?
Infos zu Tickets und Programm

Wie vielfältig die Aufgaben bei der Eventplanung sind, haben auch die fünf Dortmunder Studenten live erfahren. “Es gab Einiges zu tun”, berichten Katharina und Jasmin. “Wir haben uns die Aufgaben aber gut aufgeteilt.” Was sie bislang gelernt haben? “Zeitmanagement” lachen die beiden. “Noch früher anzufangen wär’ schon schlau gewesen”, meint Katharina.

Letztendlich sei jetzt, kurz vor dem großen Tag, aber alles in trockenen Tüchern. “Endspurt!”, freut sich Jasmin schon auf Samstag. Die Spannung ist groß, ob die gebuchten Künstler heldenhafte Performances abliefern werden. Die Studentinnen zeigen sich optimistisch. Sie möchten die Veranstaltung trotz erwartetem Last-Minute-Stress genießen. Ihr Engagement soll sich gelohnt haben – für das Publikum, die Künstler und auch für sie, die stillen Helden des Abends. 

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